Seit vielen Jahren ist eine Kollegin Mitglied im Förderverein für das Schulbiologiezentrum Hannover. Da diese bereits einmal mit den Kleinen Nachtpfauenaugen-Raupen gearbeitet hatte, wollte sie ihrer Klasse und der Schule diese interessante Begegnung neben dem Unterricht als Langzeit-Beobachtungs-Projekt ermöglichen. Mitte Mai 2015 kam der erwartete Anruf, dass die kleinen Raupen geschlüpft und abholbereit seien.
Am 20. Mai 2015 brachte die Kollegin eine kleine Plastikschachtel (so groß wie 4 Margarineschachteln) mit in die Schule. Die Klasse versuchte interessiert die genaue Zahl der Raupen zu ermitteln. Bei 45 war Schluss. Es war ein Gewimmel von unzähligen etwa 1cm langen, „schwarzen Strichen“. Es begann die Arbeit mit dem Raupen-Tagebuch mit einer entsprechenden Zeichnung und dem aktuellen Datum.
Während der großen Pausen schnitten die Kinder gemeinsam Futterzweige von unserem Weiden-Tipi und stellten sie in die kleinen Terrarien. Während einer Betreuungsstunde halfen die Kinder dabei, die alten, abgefressenen Zweige zu entfernen. Alle beobachteten gespannt, wie die Tiere fraßen. Sie nagten halbkreisförmige Bögen in die Blätter. Waren alle ganz still, konnte man sogar das Knabbern hören.
Die Kästen mit den Raupen durften nur im Schatten stehen und mussten mehrmals täglich mit einem Blumensprüher mit Feuchtigkeit versorgt werden.
Alle Kinder unserer Schule kamen mittlerweile täglich, um nach den Kleinen zu sehen. Dabei machten sie eine Entdeckung:
Einige Raupen hatten eine andere Färbung: schwarz mit einem orangen, bzw, gelben „Adidas-Streifen). Waren das noch dieselben?
Es fanden sich „komische leere Hüllen“ (Exuvien) in Raupengestalt aber leider auch tote Raupen. Ein neuer Eintrag ins Raupentagebuch war fällig.
Die Tierchen wurden größer und größer. Die Behältnisse / Terrarien wurden zu klein. Schließlich hatten wir 4 Behälter mit Raupen, von denen immer nur 2 in der Klasse standen.
Etwa 1x wöchentlich malten und schrieben die Kinder in ihr Tagebuch.
Im letzten Stadium waren die Raupen etwa 10 cm lang und so dick wie der Zeigefinger eines Erwachsenen.
Die Färbung war nun sehr auffällig: schwarzgrün geringelt, mit gelben/ bzw. orangen Punkten auf den schwarzen Ringelstreifen. Aus diesen Punkten wuchsen Haarbüschel.
Jetzt hatten wir ein tolles Thema für den Kunstunterricht. Jeder zeichnete eine fantasievolle Raupe und malte sie mit Tuschfarben an.
Etwas später entdeckte ein Kind etwas Merkwürdiges Braunes im Terrarium. Es sah fast eiförmig aus und schien aus einem dünnen Faden gewickelt zu sein. Was war das denn?
Wir konnten die Raupen dabei beobachten, wie sie sich über einen Zeitraum von mehreren Tagen in einen Kokon einsponnen. Dabei hefteten sie den Faden, der aus einer Öffnung am „Mund“ kam immer wieder an den schon verklebten Fäden an.
Etwa 4-5 Wochen später war alles vorbei. Alle Raupen hatten sich eingesponnen und – wie man mit Hilfe einer Taschenlampe, mit der wir durch die Kokons leuchteten, feststellen konnte – verpuppt.
Sie hatten sich noch ein letztes Mal gehäutet. Die schrumpelige Haut lag noch neben einem teils runden, teils spitz zulaufenden kompakten „Ding“, der Puppe. Dieses Wesen bewegte sich anfangs noch.
Doch was würde nun aus ihnen werden?
Die Kinder wurden nachdenklich, als sie erfuhren, dass die Puppen in ihren Kokons bis zum Frühjahr frostfrei und sicher vor gefräßigen Mäusen z.B. in einer Garage lagern und erst im kommenden Frühjahr schlüpfen würden. Zudem leben sie als Erwachsene nur noch wenige Tage, um Begattung und Eiablage durchzuführen und fressen während dieser Zeit nichts mehr.
Das Schulbiologiezentrum hatte uns als Ansichtsmaterial eine Schachtel mit verstorbenen erwachsenen Nachtpfauenaugen mitgegeben.
Bei uns haben sich 80 Raupen verpuppt. Diese wurden an das Schulbiologiezentrum zurückgegeben, nun warten alle darauf, dass die Schmetterlinge schlüpfen. Aber das wird wohl noch bis zum Frühjahr dauern…….