Alle hatten sich in den letzten Tagen schon sehr auf den Waldtag am 31.03.2022 gefreut. Endlich einmal raus gehen und nicht Schreiben und Rechnen müssen.
Der Tag begann recht frisch. Die Klasse war mit dicken Jacken, Mützen und Stiefeln ausgestattet, ebenso mit Proviant. Jetzt kam die berüchtigte „Wanderordnung“ zum Einsatz: Jedes Kind wusste, mit wem es zu gehen hatte. Vorbei an den Häusern einiger Kinder ging es Richtung Hesslinger Forst, wo schon der Waldpädagoge Kai mit seiner Hündin Bella auf uns wartete.
Nach einem kleinen Kennenlern-Spiel ging es wieder die sehr steile Strecke den Berg hinauf. Frau Rudolph und eine Person, die nicht genannt werden möchte, gingen gemeinsam ganz langsam den Berg hinauf. Zum Glück machte Kai mehrere Pausen, weil Betty wieder etwas Interessantes angezeigt hatte.
Diesmal war es ein Wildwechsel von einer Wegseite zur anderen. Angeblich kann Kai das Verhalten seiner Hündin so gut „lesen“, dass er weiß, ob ein Wildschwein oder ein Reh den Weg kreuzte. Auf meine Nachfrage, ob er dies dem Tier beigebracht hätte, antwortete er: „Nein, ich muss sie gut beobachten. Dann fällt mir auf, ob sie den Schwanz oder das Hinterteil anders bewegt.“
Allen fiel auf, dass die eine Fläche am Wegrand auf den ersten Blick ziemlich kahl wirkte. Die Kinder hatten alle schon vom Befall der Wälder durch den Borkenkäfer sowie auch von den Belastungen durch den Klimawandel (heiße, trockene Sommer) gehört.
Beim zweiten Blick sah man die „komischen, weißen Dinger“, die um ganz dünne Stämmchen geringelt waren. Kai erklärte, dass die neu gepflanzten Bäumchen vor den Rehen geschützt werden müssten. Einerseits knabbern sie gern an den frischen Knospen, andererseits schubbern sich die Böcke gern die Haut (den Bast) von ihrem neuen Geweih.Schließlich bemerkte noch jemand, dass der letzte Sturm etliche Bäume mit ihren umgeworfen hatte.
Nun ging es nur noch ein wenig weiter bergauf. Dort war ein alter, hohler, morscher Baum zu bestaunen. Kai erklärte, dass dies ein Lebensraum für sehr viele Tiere ist. Als Beispiel nannte er den Specht, der zuerst eine Höhle in den Stamm hämmert. Dort zieht er seine Jungen auf. Diese versorgt er mit Käferlarven, die er aus der Rinde des Baumes pickt. Sind die Jungen groß, zieht der Specht aus. Nun folgt vielleicht eine kleine Eule als „Nachmieterin“.
An einer Stelle des Stammes konnte man einen seltsamen Bewuchs sehen: Ein Pilz, der sich von morschem Holz ernährt.
Oben auf dem Weg angekommen, war der Appetit größer als die Wissbegier. Nun wurde sich gestärkt. Jeder, der fertig war mit dem Essen bewegte sich, rannte umher, denn es war wirklich noch immer seeeehr kalt.
Einige, die sich langweilten, schnappten sich ein Stück Rinde, das am Wegrand lag. Kai erklärte, dass die ganzen Löcher, durch die man hindurchsehen konnte, von den Larven des Borkenkäfers stammten. Die Männchen bohren das erste Loch, um den Weibchen zu zeigen, was für einen „tollen Platz“ sie gefunden haben. Das Weibchen bohrt dann einen langen Gang, in dem es mehrere Eier ablegt. Die kleinen Käferlarven fressen sich dann weiter durch den Baum. Dadurch entsteht ein „Muster“, dass aussieht, wie ein aufgeschlagenes Buch. Darum wird der Käfer „Buchdrucker“ genannt.
Das Traurige dabei ist, dass die ganzen Käferlarven ausgerechnet in der Schicht des Baumes fressen, in der die Nährstoffe zu den Wurzeln tansportiert werden. Kurz gesagt: Der Baum verhungert.
Nun wurde es spannend: Kai fragte, ob sich jemand trauen würde, in seinen Rucksack hinein zu greifen, um etwas herauszuholen. Zwei Mutige holten schließlich zwei unterschiedliche Kuscheltier-Katzen aus dem Rucksack. Die Unterschiede waren offensichtlich und wurden benannt:
- Weiß-braun gescheckt, dünner Schwanz
- Graugestreift mit Strich auf dem Rücken, buschiger Schwanz
Kai erklärte, dass hier in diesem Wald die geschützten Wildkatzen leben.
Im weiteren Verlauf unserer Wanderung fielen die umgestürzten und zum Teil auch abgebrochenen Bäume ebenso auf, wie die Tatsache, dass im Bachbett neben dem Weg kein Wasser floss.
Bei einem kleinen Spiel, bei dem es um aufmerksames, leises Schauen ging, mussten 10 versteckte Gegenstände gefunden werden. Es fiel natürlich auf, dass Gegenstände, die aus natürlichen Materialien waren, sich nicht so leicht finden ließen, wie solche aus buntem Plastik.
Zum Schluss, als wir schon fast an der Straße waren, bemerkte jemand ein „komisches, kleines, mit Gras überwachsenes Haus“. Es wurde erklärt, dass es sich hier um den „unsichtbaren Schatz“ handelt: Hier wird aus 3 Quellen das Wasser gesammelt, mit UV-Licht behandelt, und an die Haushalte von Hesslingen abgegeben.
Nun war es Zeit, sich zu verabschieden. Wir bedankten uns bei Kai und Betty für die interessanten Informationen.